Sturzprophylaxe – Tipps im Alltag für Senioren
Ein Sturz kann jedem Menschen mal passieren. Im Alter ist das Sturzrisiko jedoch besonders problematisch. Einmal ist das Risiko erhöht. Menschen ab 65 stürzen statistisch nun einmal häufiger als jüngere Menschen. Zum anderen brechen im Alter die Knochen schneller, der Körper regeneriert langsamer. Daher ist eher mit problematischen Folgen eines Sturzes zu rechnen. Hinzu kommt noch, dass viele ältere Menschen allein leben. Grund genug, um sich mit Sturzprophylaxe auseinanderzusetzen.
Was versteht man unter Sturzprophylaxe?
Unter Sturzprophylaxe versteht man zunächst einmal alle Maßnahmen, die Stürze vermeiden sollen. Dabei ist mit einem Sturz jedes unbeabsichtigte Aufkommen auf dem Boden gemeint. Zur Sturzprophylaxe zählt Gleichgewichtsgymnastik genauso wie das Beseitigen von Stolperfallen.
Unter Sturzprophylaxe wird je nach Zusammenhang auch das ganze Maßnahmenbündel inklusive Beratung des Betroffenen selber und seiner Angehörigen verstanden.
Warum ist Sturzprophylaxe bei älteren Menschen überhaupt nötig?
Schätzungen zu Folge stürzen 65 Prozent der Pflegebedürftigen, die zu Hause leben, mindestens einmal im Jahr.
Hinzu kommt die Tatsache, dass sich im Alter die Wahrscheinlichkeit für Oberschenkelhalsbrüche und andere komplizierte Knochenbrüche erhöht. Der Körper heilt diese und andere Verletzungen langsamer, zudem kann eine anhaltende Bettruhe zur endgültigen Pflegebedürftigkeit führen. Daher ist eine Sturzprophylaxe in dieser Altersgruppe jedenfalls sinnvoll.
Was sind Risikofaktoren für Stürze?
Diverse Risikofaktoren lassen Stürze im Alter wahrscheinlicher werden.
Dazu zählen körperliche Einschränkungen wie eine verminderte Sehfähigkeit, ein vermindertes Gleichgewichtsgefühl, zum Beispiel aufgrund von Kreislaufproblemen, Muskelschwäche und Gangstörungen, die in direkter Folge das Gehen unsicherer machen.
Einschränkungen wie Arthritis, Dranginkontinenz, Konzentrationsprobleme oder auch das Angewiesensein auf Hilfsmittel beim Gehen erhöhen ebenfalls das Risiko für Stürze.
Es gibt auch diverse Medikamente, die das Risiko für Stürze erhöhen. Gerade Senioren nehmen oft mehrere verschiedene Medikamente regelmäßig ein.
Nicht zu vergessen: Auch eine Demenz erhöht das Sturzrisiko.
Und rein statistisch ist das Sturzrisiko bereits erhöht, wenn ein Sturz geschehen ist.
In welche Teilbereiche wird Sturzprophylaxe unterteilt?
Grob unterteilt wird die Sturzprävention in die Teilbereiche ‚Personenbezogene Sturzprävention’ und ‚Umweltbezogene Sturzprävention’.
Was versteht man unter personenbezogener Sturzprophylaxe?
Die personenbezogene Sturzprävention hat wiederum mehrere Schwerpunkte. Einmal geht es darum, allgemein die Mobilität und das Gleichgewicht zu verbessern und damit auch wieder das Risiko für Stürze zu senken. Zum Anderen geht es darum, gezielt Sturzrisiken zu erkennen, zu benennen und diese dann zu vermindern oder im besten Falle auszuschalten – dabei sind Sturzrisiken durch Medikamente ein Extrathema.
Wie lässt sich die Mobilität erhöhen?
Die Erhöhung der Mobilität sollte immer eine hohe Priorität haben, da sie die Lebensqualität des Betroffenen deutlich verbessern kann. Hierzu gehören eine Verbesserung des Gleichgewichts, der Muskelstärke und der Ausdauer. Beim älteren Menschen nimmt die Muskelstärke ganz natürlich ab, daher ist ein moderates Muskeltraining, insbesondere der Arm- und Beinmuskulatur, auf jeden Fall sinnvoll. Hierzu gibt es diverse einfache Übungen, die im Stehen, im Sitzen und zum Teil sogar im Liegen durchgeführt werden können. Teilweise werden sie mit Hilfsmitteln wie leichten Hanteln ausgeführt, zum Teil einfach nur unter Nutzung des eigenen Körpergewichts oder der Gegenkraft des Pflegers. Am besten lassen Sie sich hier von einem Therapeuten oder einer anderen Fachkraft einweisen, damit Sie sich sicher fühlen und die Übungen richtig durchführen.
Das Gleichgewicht ist im Alter oft ebenfalls ein kritischer Punkt. Auch hier gibt es eine Menge Übungen, meist im Stehen, zur Sicherheit mit einer Gelegenheit zum Festhalten.
Wichtig ist neben dem richtigen Bewegungsablauf die Regelmäßigkeit der Übungen. Zweimal in der Woche sollte es mindestens sein.
Die Übungen sollten jedenfalls so gestaltet werden, dass sie dem Patienten Spaß machen oder zumindest nicht als Last empfunden werden. Hierfür lohnt es sich durchaus, spezielle Vorlieben bei der Tageszeit oder auch beim Ort zu berücksichtigen.
Risikofaktoren für Stürze vermindern
Eine Übersicht über die körperlichen und geistigen Fähigkeiten ermöglicht eine optimale Sturzprophylaxe. Dabei sollte immer eine positive Sicht vorherrschen. Es geht hier nicht darum, was alles zu gefährlich ist, sondern darum, was der Betroffene noch kann. Vermeiden Sie es unbedingt, Ängste zu schüren! Allein dadurch könnten Sie das Sturzrisiko schon erhöhen.
Erkrankungen wie Parkinson, Blutdruckprobleme, Muskelschwächen und auch andere sollten berücksichtigt werden. Eine angemessene Versorgung mit Hilfsmitteln wie zum Beispiel Rollatoren oder Stöcken, Mobilisierungsübungen und auch Ermutigung, die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen, erhöhen die Lebensqualität und mindern das Sturzrisiko.
Bei den Hilfsmitteln gilt es unbedingt zu beachten, ob der Patient auch in der Lage ist, sie zu benutzen. Eine Schulung ist jedenfalls sinnvoll, gegebenenfalls muss auf ein leichter zu handhabendes Hilfsmittel ausgewichen werden.
Eine Demenz bildet noch einmal einen ganz speziellen Risikofaktor. Hierzu trägt nicht nur das oft anzutreffende ruhelose Auf- und Abgehen bei, sondern auch die zunehmende Unfähigkeit, Risiken richtig zu bewerten und Gefahrensituationen zu vermeiden. Hier ist ein besonderes Fingerspitzengefühl von Seiten der pflegenden Personen gefragt.
Bei der medikamentenbezogenen Sturzprävention geht es darum, zunächst einmal einen Überblick über die Medikation zu gewinnen. Hier geht es sowohl um die verschriebenen Medikamente, die regelmäßig genommen werden, als auch um die frei verkäuflichen, die eventuell regelmäßig oder unregelmäßig zusätzlich eingenommen werden. Es gibt sowohl Medikamente, die das Sturzrisiko erhöhen (zum Beispiel einige Blutdrucksenker und Antidepressiva) als auch Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Präparaten. Hier muss vom behandelnden Arzt eine Abwägung vorgenommen werden und eventuell Medikation abgesetzt oder umgestellt werden.
Was versteht man unter umweltbezogener Sturzprophylaxe und welche Maßnahmen sind sinnvoll?
Die umweltbezogene Sturzprävention nimmt die Umgebung in den Blick. Dazu gehört zunächst einmal die Wohnung. Immerhin passiert ein nicht unerheblicher Teil der Stürze in dieser Umgebung. Teppichkanten und lose Teppiche, Stromkabel, hohe Türschwellen und ähnliche Stolperfallen sollten beseitigt werden.
Eine ebenerdige Dusche sowie eine sonstige altersgerechte Badeinrichtung sind ebenfalls hilfreich.
Die Räume sollten ausreichend beleuchtet sein.
Sehr hilfreich können stabile, in der richtigen Höhe angebrachte Haltegriffe sein, zum Beispiel in Toilettennähe, am Bett oder in der Dusche. Gehen Sie mit offenen Augen durch die Wohnung und notieren Sie sich alle Stolperfallen. Lassen Sie sich gegebenenfalls beraten. Viele Gefahren wie Kabel lassen sich selbst leicht beseitigen.
Sehen Sie sich auch die übrige Einrichtung an. Hoch hängende Schränke laden zum Klettern ein. Sine alle täglich genutzten Utensilien leicht zu erreichen?
Nehmen Sie dann die Wege aus der Wohnung in den Blick. Welche Gehhilfen sind sinnvoll? Kann ein Training erfolgen? Geeignete Schuhe und gut sitzende Kleidung können das Sturzrisiko ebenfalls senken.
Im Falle einer Demenz wird der Fall noch komplizierter. Hier kann es sinnvoll sein, Tritthocker genauso aus der Wohnung zu entfernen wie andere Gegenstände, die zu risikoreichen Kletteraktionen einladen. Um die Folgen von Stürzen abzumildern, können Kopf- oder Hüftprotektoren sinnvoll sein.
Und wenn es doch passiert – Notrufsysteme
Falls es doch mal passiert, sollte eine sichere Möglichkeit bestehen, zeitnah Hilfe zu holen. Dies kann über ein immer getragenes Handy mit Notruffunktion, etwa ein Seniorenhandy, sichergestellt werden. Eine hervorragende Lösung ist sicherlich ein Hausnotrufsystem. Hier ist rund um die Uhr ein Ansprechpartner vorhanden, der bei Betätigung des Notrufknopfes die nötigen Maßnahmen in die Wege leitet.