Lebensmittelallergien verstehen und bewältigen
Was versteht man unter Nahrungsmittelallergie?
Bei einer Nahrungsmittelallergie bekämpft das Immunsystem Lebensmittel, die an sich harmlos sind und dem Körper Kraft, Vitamine und Spurenelemente geben, aber als fremd erkannt werden. Das Immunsystem schützt den Körper gegen krankheitserregende Keime und zerstört abnormale körpereigene Zellen.
So kann es sein, dass Äpfel, Nüsse, Meeresfrüchte und viele andere Lebensmittel eine Reaktion auf die Unverträglichkeit hervorrufen, die von Juckreiz, Schwellungen, Übelkeit bis Atemnot und Kreislaufversagen mit Todesfolge reichen.
Nahrungsmittelallergie ist neben Heuschnupfen, Asthma bronchiale und Kontaktdermatitis eine der häufigsten allergischen Erkrankungen.
Allergien im Säuglings- und Kindesalter, wie gegen Kuhmilch oder Weizen, verschwinden oft mit den Jahren wieder. Andere, wie die gegen Nüsse und Fisch, dauern bis ins Erwachsenenalter fort und bleiben lebenslang.
Was sind die Symptome?
Die Symptome reichen von Juckreiz bis zu einem anaphylaktischen Schock, der echte Lebensgefahr bedeutet. Nahrungsmittelallergiker passen immer auf, welche Lebensmittel in den Gerichten im Restaurant verarbeitet sind, welche Zutaten der Kuchen im Kaffeehaus hat und aus Angst lassen Betroffene viel weg und haben gegebenenfalls Mangelerscheinungen.
Bei einer durch Antikörper vom Typ Immunglobulin E (IgE) vermittelte Überempfindlichkeitsreaktion merkt der Betroffene innerhalb von wenigen Minuten bis zu zwei Stunden die allergische Reaktion. Die betroffene Körperregion und Stärke sind bei jedem sehr unterschiedlich.
Es gibt typische Reaktionen, die den Mund- und Rachenraum, die Atemwege, die Haut und den Magen-Darm-Trakt betreffen. Reaktionen im Mund und Rachenraum können sich durch ein pelziges Gefühl auf der Zunge, Juckreiz im Rachen oder eine Lippenschwellung zeigen. Bei Hautreaktionen entstehen eine Rötung, starker Juckreiz oder Quaddeln. Im Magen-Darm-Trakt wird den Betroffenen übel, sie leiden an Erbrechen oder Durchfall. Wenn die Atemwege betroffen sind, leiden Nahrungsmittelallergiker unter Luftnot oder Husten. In besonders schweren Fällen kann es schließlich zu einem Abfall des Blutdrucks und einem Kreislaufstillstand kommen. Wenn ein sehr schneller Reaktionsverlauf, in dem zwei Organsysteme involviert sind, vorliegt, sprechen Mediziner von einem anaphylaktischen Schock.
Bei Symptomen sollte man einen Arzt aufsuchen und gegebenenfalls ein Tagebuch führen, in dem Nahrungsmittel, die wiederholt zu Symptomen führen, aufgelistet werden. Eine erneute Überprüfung des Befundes nach ein bis zwei Jahren kann sinnvoll sein.
Wie kann man Allergien testen?
Bei Allergien sollte man Fachärzte für Allergologie aufsuchen, wie Haut-, HNO- oder Lungenärzte.
Zu Beginn wird der Arzt nach der medizinischen Vorgeschichte fragen und im Anschluss sich schildern lassen, wann und unter welchen Umständen die Symptome auftreten. Als Untersuchung können Haut-, Blut- sowie Provokationstest infrage kommen.
Mit dem Hauttest, dem sogenannten Pricktest, werden Allergien wie Nahrungsmittel-, Pollen-, Milben- und Tierhaare getestet. Dabei werden die Allergene in flüssiger Form tröpfchenweise mit einer feinen Nadel in die Haut gestochen. Innerhalb von kurzer Zeit zeigt sich meistens schon die Reaktion in Form von roten, juckenden Quaddeln. Wenn bei Nahrungsmittelallergien nicht alle flüssigen Allergene verfügbar sind, wird eine Probe direkt aus dem Lebensmittel genommen und unter die Haut gegeben (Prick-to-Prick-Test).
Der Bluttest kann bei der Nichteindeutigkeit von Hauttests, kleinen Kindern und hoch allergischen Patienten gemacht werden. Hierbei wird der sogenannte Immunglobulin-E-Spiegel (IgE) ermittelt. Ein erhöhter Wert kann eine Allergie anzeigen. Hierbei ist das Ergebnis erst später verfügbar.
Bei einem Provokationstest wird das mögliche Allergen mit dem Körper in Kontakt gebracht, wodurch eine eindeutige Reaktion auftritt. Nach dem Kontakt werden Blutdruck, Lungenfunktion, Blut und Urin überprüft. Bei manchen Betroffenen kann die Reaktion heftig ausfallen, daher immer mit ärztlicher Aufsicht.
Ursachen und Auslöser
Bislang ist aufgrund der Fehlsteuerung nicht vollständig geklärt, was allergische Erkrankungen verursacht. Oft wird schon beim ersten Kontakt eine Reaktion sichtbar und das Immunsystem stuft die Nahrungsmittel als fremd ein, wodurch Antikörper gebildet werden. Dies nennt man Sensibilisierung. Bei erneutem Kontakt mit dem Nahrungsmittel gibt es eine Abwehrreaktion.
Im Prinzip ist es möglich, dass jedes Nahrungsmittel eine allergische Reaktion hervorrufen kann. Nur bei wenigen wurde bisher nie eine Reaktion festgestellt, wie Reis und Blattsalate.
Prominente Beispiele bei pflanzlichen Nahrungsmitteln sind Nüsse, Obstsorten wie Apfel, Kiwi, Kirschen, Bananen, Gemüsesorten wie Paprika, Karotten, Sojaprodukte, Getreide und Gewürze.
Bei tierischen Nahrungsmittel lassen sich beispielsweise Kuhmilch, Eier, Fisch und Meeresfrüchte nennen.
Eine besonders heftige Reaktion lösen Erdnüsse bei Allergikern aus. Hier kann es innerhalb von wenigen Minuten zu Atemnot, Kreislaufstillstand und Organversagen kommen. Man sollte bei ersten Anzeichen sofort einen Arzt aufsuchen.
Ist eine Nahrungsmittelallergie erblich bedingt? Ja, es ist bekannt, dass eine vermehrte Häufung von Nahrungsmittelallergien innerhalb der Familie darauf hindeutet, dass eine vererbte Komponente vorliegen könnte, sprich das Risiko, eine Allergie zu bekommen, ist relativ hoch.
Des Weiteren spielen Umweltfaktoren eine Rolle. Dies kann beispielsweise auf einen übermäßigen Fokus auf Sauberkeit zurückzuführen sein. Folglich könnte die Theorie besagen, dass das Immunsystem nicht ausreichend entwickelt wird oder möglicherweise fehlerhaft „programmiert“ ist und auf unschädliche Substanzen reagiert.
Pollen-assoziierte Nahrungsmittelallergien sind bei Erwachsenen besonders häufig anzutreffen, die sogenannten Kreuzallergien.
Bei einer Allergie gegen Pollen produziert unser Immunsystem Abwehrstoffe. Dadurch entstehen Beschwerden wie Heuschnupfen und Asthma. Diese Abwehrstoffe können dann die Pollenallergene irrtümlich mit Allergenen aus Nahrungsmitteln verwechseln. Je nach Pollenallergie, wie Gräser oder Birke, sind bestimmte Nahrungsmittel vorwiegend unverträglich. Dazu sind Listen im Internet verfügbar. Die Symptome treten beim ersten Kontakt auf und sind denen einer echten Nahrungsmittelallergie sehr ähnlich, aber vorwiegend sind die Reaktionen im Mundbereich durch Kribbeln, Juckreiz, Anschwellen der Schleimhäute zu merken.
Die Reaktion kann einige Minuten dauern oder auch zu Atemnot oder einem anaphylaktischen Schock führen.
Therapie
Die beste Methode zur Behandlung von Nahrungsmittelallergien bleibt nach wie vor der Verzicht, damit die Allergie den Alltag nicht mehr beeinträchtigt. Es ist nur leichter gesagt, als getan. Denn man sollte trotzdem auf abwechslungsreiche Nahrung achten und Mangelerscheinungen vermeiden. Hierzu kann man einen Ernährungsexperten zurate ziehen. Beim Essen auswärts, im Restaurant oder bei Freunden, sollte man sich nicht schämen, nachzufragen, ob beispielsweise Nüsse verarbeitet wurden. Denn es könnte lebenswichtig sein.
Es gibt zudem verschiedene therapeutische Ansätze, die nur unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden, wie die Hyposensibilisierung, wobei Extrakte unter die Haut gespritzt oder die Zunge gelegt werden. Bei einer oralen Toleranzinduktion können kleine Mengen des allergieauslösenden Nahrungsmittels gegessen werden, um sich daran zu gewöhnen.
Wichtig ist für alle Nahrungsmittelallergiker, immer ein Notfallset dabei zu haben.
Dieses beinhaltet: Antihistaminikum, Cortison-Präparat, Adrenalin-Autoinjektor und ein bronchienerweiterndes Spray. Dabei ist es wichtig, dass nicht nur Sie davon wissen, wo das Notfallset ist, sondern auch Menschen, mit denen Sie unterwegs sind.
Bei Kreuzallergien gibt es einige Möglichkeiten, diese abzuschwächen. Hier ein paar Beispiele: Vorwiegend erhitzte Lebensmittel essen, andere Sorten wie bei Äpfeln testen, auf Alkohol wegen seiner Verstärkung der Reaktion verzichten, vor und nach dem Sport durch stärkere Empfindlichkeit auf diese Nahrungsmittel verzichten, auf Medikamente wie Ibuprofen verzichten, bei Grippe können die Reaktion sich auch verstärken.