Osteoporose – der stille Dieb

Unser Skelett dient nicht nur als Körperstütze, sondern schützt ebenso unsere lebenswichtigen Organe, bildet Blut und speichert wichtige Mineralstoffe.

Mineralien sorgen für Dichte und Härte der Knochen.

Dazu braucht der Körper beispielsweise genügend Kalzium, welches durch Vitamin D in der Nahrung aufgenommen und in den Knochen eingelagert wird. Vitamin D kommt nicht nur aus der Nahrung, sondern auch durch Sonnenlicht.
Des Weiteren produziert der Körper Hormone wie das Wachstumshormon oder Östrogen bzw. Testosteron.

Um den wechselnden Anforderungen gerecht zu werden, findet ein Knochenumbau (Remodeling) statt, sprich unsere Knochen durchlaufen ständige Zyklen von Abbau und Wiederaufbau, um sich anzupassen. Dabei lösen sich kleine Bereiche des Knochens auf und werden durch neues Knochengewebe ersetzt. Dieser Knochenumbau hat zur Folge, dass sich die Form und Dichte der Knochen verändern. 

Eine Erkrankung der Knochen bezeichnet man als Osteoporose, die durch einen Verlust an Knochenmasse und einer Beeinträchtigung der Knochenstruktur charakterisiert ist. 

Was sind die Symptome von Osteoporose? 

Osteoporose wird häufig als „stiller Dieb“ bezeichnet.

Der Verlust der Knochendichte geht langsam voran. Erst später können beispielsweise im Rücken oder Knie Schmerzen auftreten, die aber nicht einer Osteoporose zugeordnet werden und erst durch Knochenbrüche untersucht werden.
Durch Osteoporose kann ein leichter Sturz beispielsweise zu einer Oberschenkelfraktur werden.

Man spricht hier von “Niedrig-Energie-Brüchen”, da ohne große Krafteinwirkung oder Belastung ein Knochen bricht.
Der Abbau von Knochen beginnt ab dem 35. Lebensjahr und beschleunigt sich im Laufe des Alters, daher verlieren ältere Menschen pro Jahr etwa 0,5 bis 1 Prozent ihrer Knochenmasse, was zu Osteoporose führen kann. Im schlimmsten Fall verlieren Patienten jedes Jahr bis zu 6 Prozent ihrer Knochenmasse.
Die überwiegende Mehrheit der Patienten leidet an primärer Osteoporose. Oftmals entsteht diese entweder durch den Östrogenmangel nach den Wechseljahren bei Frauen oder den erhöhten Knochenabbau im Alter bei Männern und Frauen, was auch gelegentlich als senile Osteoporose bezeichnet wird.
Nur wenige Osteoporose-Patienten leiden unter Knochenschwund, der auf andere Erkrankungen oder Medikamente zurückzuführen ist, die sogenannte sekundäre Osteoporose.

Welche Brüche sind häufig?

Wirbelsäule: Die Knochen der Wirbelsäule (Rückenwirbel) sind durch Osteoporose besonders bruchgefährdet. Diese Fraktur (Bruch von Knochen) befindet sich meistens im Bereich des mittleren bis unteren Rückens. Man spricht hier oft von Wirbelkompressionsfrakturen, da meistens ein Teil der Rückenknochen zu einer Keilform gedrängt wird. Es können Schmerzen beim Stehen oder Gehen auftreten oder bei Berührungsempfindlichkeit. Sobald die Wirbel brechen, wird die Wirbelsäule nach vorne verkrümmt, was andauernde oder chronische Schmerzen verursacht. Sichtbar ist dies durch das Abnehmen der Körpergröße.

Hüfte: Eine Fraktur an dieser Stelle ist besonders schwerwiegend, da sie oft durch Beschränkung der körperlichen Belastung im Alltag zum Verlust der Selbstständigkeit führt. Beim Oberschenkelhalsbruch kommt es zu starken Schmerzen und einer Fehlstellung des diesseitigen Beins.

Handgelenk: Häufiger Bruch bei Frauen durch Knochenschwund in Folge von Östrogenmangel in den Wechseljahren.

Kiefer: Unter Umständen kann es am Kiefer zu Veränderungen am Kieferknochen kommen. Wird dieser porös und instabil, kann Zahnverlust drohen.

Welche Ursachen gibt es? 

Die primäre Osteoporose wird bei Frauen in den Wechseljahren hormonell durch den Rückgang der Östrogenproduktion verursacht. Östrogene regulieren die Bildung und Wirkung von Vitamin D und Calcitonin, die für den Knochenaufbau zuständig sind.

Das Pendant bei Männern ist Testosteron, was für den Knochenstoffwechsel wichtig ist. Der Unterschied und damit die geringe Wahrscheinlichkeit, Osteoporose diagnostiziert zu bekommen, ist, dass die Produktion von Testosteron nicht in gleichem Maße wie die Östrogenproduktion bei Frauen entsprechenden Alters abnimmt.

Grundsätzlich verliert jeder Mensch altersbedingt Knochenmasse. Ab dem 70. Lebensjahr führt ein ernährungsbedingter Mangel an Kalzium und Vitamin D beispielsweise durch erhöhten Kaffeeverzehr, übermäßigem Alkoholkonsum oder Missbrauch von Abführmitteln zu Knochenschwund. Dazu kommt ein Bewegungsmangel, der sich auf die Beschaffenheit und Stabilität der Knochen auswirkt. 

Im Gegensatz zur primären Osteoporose entsteht die sekundäre Form als Folge von anderen Erkrankungen oder der Einnahme bestimmter Medikamente.

Mögliche Beispiele sind ein erhöhter Kortison-Spiegel im Körper, ein Überschuss an Schilddrüsenhormonen durch eine Schilddrüsenüberfunktion oder die Ausschüttung von zu viel Parathormon durch eine Überfunktion der Nebenschilddrüse. Auch Magen- und Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Knochenmetastasen, chronische Nierenschwäche, Rheuma oder Magersucht führen zu sekundärer Osteoporose.

Wie wird Osteoporose diagnostiziert?

Frauen und Männer ab 70 Jahren mit erhöhtem Knochenbruchrisiko sollten eine Basisdiagnostik machen.

Sollten Sie vermuten, dass Sie Osteoporose haben, zum Beispiel aufgrund eines Knochenbruchs ohne erkennbaren Grund (Spontanfraktur), ist es auch ratsam, sofort einen Arzt aufzusuchen. 

Zu Beginn steht immer ein Gespräch mit dem Arzt, bei dem Beschwerden, Einschränkungen, Symptome, Medikamenteneinnahme und sonstige Erkrankungen ermittelt werden. Teilen Sie dem Arzt auch Stürze oder Knochenbrüche aus der Vergangenheit mit.

Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung werden Körpergröße sowie Gewicht ermittelt und wenn möglich mit früheren Werten verglichen. Mithilfe von einfachen Übungen, wie vom Stuhl aufstehen, drei Meter gehen, umkehren, zurückgehen und hinsetzen, prüft der Arzt Fitness und Mobilität. Denn wer mehr als 30 Sekunden dafür braucht, ist in seiner Beweglichkeit eingeschränkt.

Es gibt die Möglichkeit, die Knochendichte mit einer Messung, mithilfe von niedrig-dosierten Röntgenstrahlen an Lendenwirbelsäule und Oberschenkelhals sowie Oberschenkelknochen zu ermitteln. Schon vorliegende Knochenbrüche lassen sich auf einem Röntgenbild erkennen. 

Bei einer Blutuntersuchung wird auf bestimmte Werte der Fokus gelegt, wie Leber- und Nierenwerte, Kalziumspiegel. Diese Untersuchung wird vor allem bei der sekundären Osteoporose hinzugezogen.

Neben dieser Basisdiagnostik kann der Arzt auch eine Computertomografie oder Kernspintomografie anordnen, um andere mögliche Ursachen für die Beschwerden des Patienten auszuschließen. 

Wie wird Osteoporose therapiert?

Bei Osteoporose besteht die Therapie aus verschiedenen Bausteinen, wie Bewegung, richtige Ernährung, Medikamente und Schmerztherapie, um eine Verlangsamung zu erreichen. Aufhalten kann man sie nicht.

Bewegung
Mit regelmäßiger Bewegung wird behandelt und vorgebeugt. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt die Auswahl der Bewegungs- bzw. Sportart. Den Anfang kann beispielsweise regelmäßiges Spazierengehen, Radfahren oder Schwimmen machen, um den Knochenaufbau an verschiedenen Stellen zu fördern. Gute Effekte erzielen auch Aquafitness und Gymnastik. Um Stürzen vorzubeugen, kann der Gleichgewichtssinn durch Yoga oder Trampolinspringen geschärft werden. Eine Stoßbelastung kann bei älteren Menschen mit Treppensteigen erfolgen.

Ernährung
Mit einer ausgewogenen Ernährung werden auch Knochen mit wertvollen Vitaminen und Mineralien versorgt.
Besonders wichtig für die Knochensubstanz sind Kalzium, Phosphat und Vitamin D.
Auf den Speiseplan gehören daher kalziumreiches Gemüse wie Brokkoli und Spinat, Obst wie Kiwi und Feigen, Mandeln, Sojaprodukte und Hülsenfrüchte. Zum Trinken ist kalziumreiches Mineralwasser geeignet. Bei Knochenschwund empfehlen Mediziner eine Tagesdosis von 1.300 Milligramm.
Bei der Aufnahme von Phosphat ist das richtige Verhältnis zur Kalziumzufuhr wichtig. Ein Überschuss an Phosphat hemmt hingegen die Einlagerung von Kalzium in den Knochen.
Vitamin D fördert die Aufnahme von Kalzium im Körper. Durch Aufenthalt im Freien wird in der Haut Vitamin D hergestellt, im Sommer reichen 5-15 Minuten, im Winter 25 Minuten. Vitamin D ist in Lebensmitteln wie fettreicher Fisch und Eigelb.
Wichtig ist, Untergewicht zu vermeiden, auf Nikotin, Alkohol und übermäßigen Kaffeegenuss zu verzichten.

Medikamente
Wenn Patienten mit Osteoporose einem hohen Risiko für Knochenbrüche ausgesetzt sind, kann der Arzt eine wirksame medikamentöse Therapie empfehlen und verordnen.
Es gibt Medikamente, die in den Knochenstoffwechsel eingreifen. Dazu gehören Kalzium- und Vitamin-D-Präparate sowie Bisphosphonate, die Knochenabbauzellen hemmen. Hierfür können auch gentechnisch hergestellte Antikörper eingesetzt werden.
Ein weiterer Therapieansatz ist die Aktivierung der Knochenaufbauzellen mit einem gentechnisch hergestellten Wirkstoff.
Wenn bestimmte Medikamente eine sekundäre Osteoporose verursacht haben, ist es ratsam, auf weniger negativ wirkende Präparate umzusteigen, um die Knochendichte zu verbessern.

Schmerztherapie
Hierbei gilt, erst den Arzt aufsuchen, der die Schmerztherapie mit Ihnen bespricht. Als Schmerzmittel kommen beispielsweise Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (ASS) infrage. Gegen stärkste Schmerzen helfen eventuell auch sogenannte Opiate. Wenn nötig, können muskelentspannende Medikamente eine geeignete Option sein, um die Beschwerden zu lindern. Physische Therapiemaßnahmen umfassen Kälte- oder Wärmebehandlungen und Massagen.

Operation
Manchmal erfordern Knochenbrüche eine Operation. Diese wird der Arzt mit Ihnen besprechen.

Kann man Osteoporose vorbeugen?

Wenn man Osteoporose vorbeugen möchte, sollte man sich mit den bekannten Risikofaktoren beschäftigen.
Wie in der Therapie schon erläutert, ist es wichtig, auf Ernährung, Bewegung und Aufenthalt im Freien zu achten.

Frauen sollten bei früh auftretenden Wechseljahrsymptomen achtsam sein.

Im täglichen Leben ist es ratsam, den Rücken zu schonen, wie durch eine aufrechte, wechselnde Sitzposition, Vermeiden von Tragen schwerer Sachen oder eine dauerhaft gebückte Haltung.

Sturzprophylaxe lässt sich umsetzen, indem Stolperfallen und rutschige Teppiche zu Hause entfernt werden, man bei Abnahme der Sehkraft sich eine Brille besorgt und auf Medikamente wie Schlafmittel, die die Reaktionsfähigkeit und Aufmerksamkeit, verzichtet.

Da Primäre Osteoporose auch genetisch bedingt auftreten kann, sollte man sich in der Familie über Krankheitsfälle informieren.

Warum ist Osteoporose ein Teufelskreis?

Das Risiko für wiederholte Knochenfrakturen nimmt mit jedem Bruch zu. Darüber hinaus verschlechtern sich im Alter die Muskel- und Sehkraft sowie das Hör- und Gleichgewichtsvermögen.

Osteoporose-Patienten sind oft ängstlich und unsicher beim Gehen, da sie Risiken befürchten. Außerdem stützen sie sich häufig ab, um Stürze zu vermeiden. Das stört die Balance und erhöht das Risiko von Stürzen. Das Risiko für Knochenbrüche steigt damit signifikant an.

Menschen, die betroffen sind, erleben ein Teufelskreis aus Angst, Unsicherheit, erhöhter Sturzgefahr und neuen Knochenbrüchen, was zu noch mehr Angst führt.

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